Weniger Gartenarbeit im Herbst wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt aus
Dieser Beitrag wurde verfasst von:
Für den Inhalt dieses Beitrags ist ausschließlich der Verfasser verantwortlich.
Zum Beitrag des VerfassersBitte nicht aufräumen!
Vor fast genau sechs Jahren hat der Entomologische Verein Krefeld auf das dramatische Insektensterben aufmerksam gemacht: Ihrer Studie zufolge ist die Masse der Insekten binnen 30 Jahren um 75 Prozent geschrumpft. Auch die Vogel-Bestände sind rückläufig, das Quaken der Frösche wird seltener. Um der Tierwelt auch künftig ausreichend Lebensraum und Nahrung zu bieten und sie so zu schützen, können wir Kleingärtnerinnen und Kleingärtner jetzt im Herbst einige Dinge tun.
Stauden, Laub- und Holzhaufen als Brutröhren bzw. als Unterschlupf stehen und liegen lassen. Erst im Frühjahr wieder behutsam zurückschneiden/aufräumen.
Viele Gartenfreunde denken, der Garten muss im Herbst „aufgeräumt“ werden. Aber weniger ist hier mehr für die Artenvielfalt. Räumen Sie daher bitte nicht alles auf! Die Tierwelt braucht Laub und Gehölze als Rückzugsort. Während wir noch die spätsommerlichen Sonnenstrahlen im Garten genießen, sind Amphibien, Reptilien und Igel auf der Suche nach einem Winterquartier.
Im Kleingarten lassen sich natürliche Lebensräume nachahmen, die zu jeder Jahreszeit von unserer Tierwelt angenommen werden: Auf einem Steinhaufen wärmen sich im Sommer die Echsen. Im Winter ist er begehrter Schutzraum für Molch und Lurch. Eine Totholzhecke ist im Frühjahr eine Kinderstube für freibrütende Vögel, wie dem Rotkehlchen. In der kalten Jahreszeit bietet sie Kröten und Igeln einen kuscheligen Rückzugsort.
Vertrocknete Blumen sind nicht nur eine schöne Erinnerung an den Sommer. Die Samenstände von Stauden sind winterliches Vogelfutter. Die Stängel wiederum bieten Unterschlupf für Insekten oder Brutröhren für die darauf angewiesenen Wildbienenarten. Hagebutten geben schöne Farbtupfer im Herbstgarten, neben den Früchten heimischer Sträucher wie Holunder, Schlehe oder Weißdorn stehen sie auf dem winterlichen Gabentisch unserer Vogelwelt.
Sollte man also die Pflanzen im Kleingarten am besten gar nicht mehr anrühren? Doch! Aber erst im Frühjahr sollte es mit neuem Elan behutsam wieder im Garten losgehen. Dann können Stauden prima zurückgeschnitten werden. Aus den in einer Ecke abgelegten Stängeln schlüpft dann die neue Generation von Wildbienen.
Weniger Gartenarbeit im Herbst wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt aus. Sind Sie dabei?
Andrea Gerbode, BUND Berlin
Sven Wachtmann, Vorstandsmitglied Fachberatung
Dieser Textbeitrag ist in der Oktober-Ausgabe 2023 der Verbandszeitschrift Gartenfreund als Editorial der Regionalausgabe Berlin erschienen und mit freundlicher Genehmigung der Autor:innen auch hier online.
Foto (Ausschnitt): Archiv Landesverband Berlin der Gartenfreunde e. V.